Kaum ein anderer Unternehmensbereich ist heute schon so stark von AI betroffen wie der HR-Bereich.

Vor allen im Recruiting beobachten wir seit Monaten ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Bewerbern und Recruitern. Auf beiden Seiten des Spiels hat künstliche Intelligenz die Spielregeln neu geschrieben.

Bewerber optimieren ihre Unterlagen mit Hilfe von ChatGPT oder dezidierter AI-Tools für Bewerbungen.

Personal-Abteilungen setzten AI-Tools zur Analyse und Vorauswahl von Bewerbern ein.

Aber selbst hier hört es nicht auf – die Einsatzmöglichkeiten auf beiden Seiten sind schier endlos.

Dieser Artikel soll dir einen Überblick geben, wie AI den Recruiting-Prozess beeinflusst und was du wissen solltest, um beide Seiten der Medaille zu kennen.

Los gehts  🚀


Was AI aus Sicht der Bewerber verändert hat

Auch wenn in modernen Unternehmen die klassischen Bewerbungsunterlagen mit Anschreiben, Lebenslauf, Schul-, Studiums- und Arbeitszeugnissen eher die Ausnahme wie die Regel darstellen – die allermeisten Jobausschreibungen von “traditionelleren” Unternehmen verlangen immer noch diese klassischen Unterlagen.

Klassische Bewerbungen auszuarbeiten war in der Vergangenheit eine Menge Arbeit. AI hat das Spiel maßgeblich erleichtert.

Wer schon mal mehr als 3 Bewerbungen in einer Woche vorbereitet und versendet hat, weiß, wie viel Aufwand ein solides Anschreiben mit sich bringt. Auch bei der Vita macht es an vielen Stellen Sinn, die Punkte etwas konkreter hervorzuheben, die speziell für diesen Arbeitgeber und den ausgeschriebenen Job wichtig sind.

Ein guten Bewerber-Foto spielt eine wichtigere Rolle, als es die meisten Personaler auf direkte Nachfrage zugeben würden. Aber ein Bild, das für ein traditionelles Unternehmen genau richtig scheint, ist für das Startup voraussichtlich zu langweilig. D.h. je nachdem wie die Unternehmenskultur eingeschätzt wird, können unterschiedliche Bilder die richtige Wahl für Bewerber sein.

Das war früher eine ganze Menge Aufwand - wie gesagt – früher.

Ein solides, gutes Anschreiben und ein auf die Anforderungen des Unternehmens angepasster Lebenslauf sind mit Hilfe von ChatGPT oder speziellen AI-Tools für Bewerber kein Problem mehr.

Und individuelle Fotos, die genau auf die vom Bewerber vermutete Unternehmenskultur passen, muss heute nicht zwingend mehr ein Fotograf machen – auch das erledigen AI-Tools, die mit ca. 10-20 Fotos vom Bewerber trainiert wurden, auf Knopfdruck.

Aber auch hier hört die AI-Unterstützung von Bewerbern noch lange nicht auf.

AI-Tools für Jobsuchende

Hier nur einige Beispiele, wo und wie Bewerber AI-Tools dazu nutzen können, ihre Job-Chancen zu erhöhen. Für alle Schritte kann selbstverständlich auch ChatGPT oder Claude genutzt werden, wenn man richtig zu Promten weis

  1. Anschreiben für Bewerbung verfassen:
    Mit AnschreibenAI.de erstellen Bewerber ein professionelles und individuelles Anschreiben in 5 Minuten. 
  2. Lebenslauf auf Stellenausschreibung optimieren:
    Das GPT (OpenAI) von CV Builder GPT (CV Builder GPT in die Suche eingeben) ist darauf spezialisiert Lebensläufe zu erstellen und zu optimieren. 
  3. Bewerbungsfotos erstellen:
    Z.B. mit Profilebakery.com (es gibt zig AI-Tools für Bewerbungsfotos) kann man mit ganz normalen Fotos von sich im Handumdrehen professionelle Bewerberfotos generieren. 
  4. Auf Job-Interviews vorbereiten:
    Job-Interviews kann man z.B. mit Interviewer.ai trainieren. Inklusive Video-Analyse und Gesprächsoptimierung.
  5. Antworten auf Nachfragen der Personal-Abteilung per E-Mail beantworten:
    Dabei helfen leistungsfähige LLMs wie ChatGPT oder Claude.ai. 

Was bedeutet diese Entwicklung aus Bewerber-Sicht?

Wenn es um “klassische” Bewerbungsunterlagen geht, hilft AI Bewerbern dabei Unterlagen zu erstellen, die hinsichtlich Formulierungen, Ausrichtung auf den ausgeschriebenen Job und Schreibqualität ein solides bis sehr gutes Ergebnis erzeugen.

Nie war es als Bewerber so einfach wie heute gute Unterlagen zu erstellen und sich optimal auf den Bewerbungsprozess vorzubereiten.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Software sehen, die Bewerber während Job-Interviews via Online-Meeting in Echtzeit unterstützen. Das wird dem “Interview vor Ort” noch mal zu einer Renaissance verhelfen, da die Recruiter hier sicherstellen können, dass die Antworten auch tatsächlich vom Bewerber selbst formuliert wurden. 

Für Unternehmen ist es wichtig zu wissen, welche (AI-)Tools Bewerber heute zur Verfügung haben. Das “perfekte Anschreiben” oder die eloquente Antwort per Mail ist auf jeden Fall nicht mehr viel wert, seid Bewerber die künstliche Intelligenz für sich entdeckt haben.

Aber – Personalabteilungen, die nicht komplett aus der Zeit gefallen sind, wissen das natürlich auch schon längst und stellen ihre Recruiting-Prozesse entsprechend so ein, dass die echten Skills von Bewerbern so überprüft werden, dass Manipulation schwer bis unmöglich wird.


Was AI aus Sicht der Recruiter verändert hat

Wer jetzt denkt “die armen Recruiter” – voll dem AI-Tool-Stack der Bewerber ausgeliefert, hat nur in Teilen Recht. Denn auch die Personalabteilungen profitieren mittlerweile auf breiter Front von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz.

Auch Personalabteilungen und Personalvermittler setzen auf AI. Tendenz: Stark steigend

Tools, die Bewerbungsunterlagen mit AI-Unterstützung scannen und die für den Job relevanten Skills auslesen und übersichtlich zusammenstellen sind nur ein Beispiel dafür, dass das AI-Zeitalter auch in der Personalabteilung bzw. bei Personalvermittlungen Einzug gehalten hat.

Laut Studienlage nutzen 50% aller Personalvermittler und immerhin 20% aller HR-Abteilungen im deutschsprachigen Raum AI-Software, um ihre Recruiting- und Personalprozesse effizienter zu gestalten.

Dabei sind die zu erzielenden Effizienzsteigerungen genau so beeindruckend, wie die zahlreichen ethischen Fragestellungen, die mit dem Einsatz von AI-gestützter Software im Personalbereich einhergehen.

Der Hauptgrund, warum nicht mehr Personalabteilungen in Unternehmen mit AI arbeiten, dürfte hier vor allem bei Fragen hinsichtlich Datenschutz (Umgang mit personenbezogenen Daten) und Einwänden von Betriebsräten und sonstigen Vertretern von Mitarbeiterinteressen liegen.

AI-Tools für Personalabteilungen

Das Angebot an AI-Tools für Recruiter und Personaler ist sehr groß und kann, richtig eingesetzt, den Einstellungsprozess für Unternehmen deutlich effizienter gestalten.

  1. Stellenanzeigen erstellen und auf an verschiedene Kanäle anpassen
    Wonderkind ist ein AI-basiertes System, das speziell für die Personalvermittlungsbranche entwickelt wurde. Es passt Stellenanzeigen an verschiedene Kanäle an und trifft eine passende Vorauswahl der Kandidaten. Dies erleichtert den Recruitern die Arbeit und verbessert die Effizienz im Recruiting-Prozess.
  2. Echtzeit-Analyse von Bewerbern im Video Call
    Mit Interviewer.ai können Personaler in Echtzeit die Performance von Bewerbern in Online-Meetings bewerten, Schwachstellen aufzeigen und Recruiter wichtige Hinweise liefern. Oder das Erstgespräch direkt automatisieren (zeitversetzte Interviews). 
  3. Bewerbungsunterlagen mit AI analysieren
    Semantha bietet eine Plattform, die verschiedene AI-Funktionen integriert, um den HR-Prozess zu verbessern. Dazu gehören die automatisierte Analyse von Lebensläufen, das Matching von Kandidaten mit Stellenangeboten und die Unterstützung bei administrativen Aufgaben durch intelligente Chatbots.
  4. AI-Generierte Eignungstests für dezidierte Jobrollen
    Pymetrics verwendet neuronale Netzwerke und Spiele zur Bewertung von kognitiven und emotionalen Merkmalen der Bewerber. Es hilft dabei, die Eignung eines Kandidaten für eine bestimmte Rolle vorherzusagen und unterstützt Recruiter bei der Auswahl der besten Talente.
  5. AI Recruiting-ChatBots übernehmen die erste Bewerberphase
    SmartPal von SmartRecruiters ist ein spezieller Recruiting-Chatbot, der den Bewerbungsprozess und die Candidate Experience optimieren soll.

Was bedeuten diese Möglichkeiten für HR-Abteilungen?

Die Top-Strategien für Recruiting haben sich schon vor dem AI-Boom dramatisch verändert. Wir leben, durch Fachkräftemangel und regionale Herausforderungen, in einem Bewerber-Markt. 

Bewerbungen müssen einfach, modern und zeitnah generiert werden. Anschreiben und Lebensläufe in der ersten Bewerbungsphase sind aus der Zeit gefallen – um so mehr, da diese nun mit AI erstellt werden können und somit wenig Aussagekraft hinsichtlich der Eignung von Bewerbern haben. 

Moderne Prozesse machen die Bewerbung so einfach wie möglich. Benötigte Informationen und Unterlagen sollten erst dann angefordert werden, wenn sie wirklich benötigt werden. 

Unternehmen, die beim “Oldskool-Ansatz” bleiben, werden immer weniger Talente für sich gewinnen können. 

Die Kombination von automatisierten und attraktiven Bewerber-Funnel, AI-Features und zeitversetzten Interviews können gegenüber dem traditionellen Prozess bis zu 70% des Aufwands in HR-Abteilungen einsparen. 

Zudem müssen HR-Verantwortliche endlich verstehen, dass gute Bewerber nicht auf Jobsuche sind. D.h. mit klassischen Online-Stellen-Anzeigen allein gewinnt man heute keine Top-Talente – die haben einen Job (wenn sie möchten). 

Vor allem hinsichtlich jüngerer Talente sind moderne Recruiting-Funnel in Kombination mit social recruiting (Meta, LinkedIn, TikTok, etc.) der beste Weg die besten Talente am Markt zu erreichen. 

PS: Wir haben schon einige sehr erfolgreiche Recruiting-Funnel aufgebaut. Bei Interesse daran gerne hier einen unverbindlichen Termin buchen


Alle sprechen vom Wandel, der durch AI initiiert wird. Im Personalbereich ist das auf beiden Seiten schon heute Realität. 

M.E. höchste Zeit sich an diese neue Realität anzupassen und dem Recruiting-Prozess einen komplett neuen Anstrich zu verpassen. 

Der “War Of Talents” sind im vollen Gange und wird sich durch Globalisierung, Remote Work und AI noch weiter verschärfen – vor allem in Europa.

Bereitet euch vor – holt euch Hilfe – geht das Thema jetzt an. Es ist an der Zeit.

In diesem Sinne - bis zur nächsten Ausgabe.

✌🏼Kai Michael Schäfer

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