Was kommt im AI-Segment in 2024 auf uns zu?
Das viel besprochenen Interview zwischen Bill Gates und Sam Altman (CEO von OpenAI) letzte Woche (Link weiter unten) möchte ich gerne zum Anlass nehmen einen kurzen Blick in die Glaskugel für das “AI-Jahr 2024” zu werfen.
Mit was ist zu rechnen? Mit welcher Wahrscheinlichkeit treten diese Prognosen auf?
Diesen Fragen gehen wir auf den Grund.
Los geht’s
Mit welche AI-Entwicklung ist 2024 zu rechnen?
Sam Altman von Open AI (Anbieter von ChatGPT) hat auf die Frage von Bill Gates, an was Open AI in 2024 arbeiten wird, sehr konkret geantwortet. Also lasst uns mit diesen Statements anfangen, da sie eine sehr hohe Relevanz und Eintrittswahrscheinlichkeit haben.
Bei jeder Prognose habe ich einen Wahrscheinlichkeitswert hinzugefügt. Hierbei handelt es sich um meine persönliche Einschätzung. Die Prozentzahl gibt die Wahrscheinlich an, ob es in 2024 schon zu einem relevanten Durchbruch in diesem Thema kommen kann.
Wie bei allen Zukunftsprognosen, sind alle Einschätzungen und Aussagen spekulativ und ohne Gewähr.
Was wird an ChatGPT 5 besser als in der 4er Version?
Erweitere 𝗠𝘂𝗹𝘁𝗶𝗺𝗼𝗱𝗮𝗹𝗶𝘁ä𝘁: (70%)
Die Verarbeitung von Bildern, Daten, Sprache, Videos und anderen Formate im In- und Output innerhalb von ChatGPT wird eine wichtige Weiterentwicklung sein, die die Einsatzmöglichkeiten des aktuell noch meistgenutzten AI-Tools weiter ausweitet.
Ob wir in ChatGPT schon (sinnvoll) mit Video-Formaten arbeiten können halte ich für verfrüht – diesen Bereich sehe ich eher in 2025. Wir werden sehen.
𝗩𝗶𝗲𝗹 𝗯𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿𝗲 𝗦𝗰𝗵𝗹𝘂𝘀𝘀𝗳𝗼𝗹𝗴𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻: (55%)
GPT4 kann nicht logisch denken (reasonging). Die derzeitigen Begründungen und Schlussfolgerungen von GPT4 sind nicht akkurat und könnten in folgenden ChatGPT-Versionen deutlich verbessert werden. Dies würde die Leistungsfähigkeit von ChatGPT sehr stark verbessern.
𝗩𝗲𝗿𝗹ä𝘀𝘀𝗹𝗶𝗰𝗵𝗸𝗲𝗶𝘁: (45%)
Wenn du GPT-4 eine Frage 10.000-mal stellst, ist eine von diesen 10.000 Antworten wahrscheinlich ziemlich gut, aber es weiß nicht, welche. GPT5 könnte in der Lage sein, die beste Version der Aufgabenerfüllung zu erlernen und sich daran zu erinnern, so dass es konsistent auf hohem Niveau arbeiten kann.
𝗔𝗻𝗽𝗮𝘀𝘀𝘂𝗻𝗴 𝘂𝗻𝗱 𝗣𝗲𝗿𝘀𝗼𝗻𝗮𝗹𝗶𝘀𝗶𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴: (80%)
Verschiedene Ausdrucks-Stile und eine diversifizierte Datenbasis (persönliche Briefing-Dokumente, internes Wissen, Anleitungen, …) könnten schon 2024 zum Leistungsumfang von ChatGPT Bezahl-Versionen gehören.
Schnittstellen / APIs (80%)
Zudem möchte Open AI mehr Schnittstellen integrieren, um z.B. E-Mail-Konten, Kalender oder andere Datenquellen mit ChatGPT zu verbinden, um zahlreiche neue Anwendungen in Bezug auf die Schnittstellendaten zur Verfügung zu stellen.
Auch wenn sich diese Verbesserungen sehr allgemein anhören – die Auswirkungen könnten zu einer ChatGPT-Version führen die um ein Vielfaches leistungsfähiger ist, als das was wir heute nutzen. Sobald AI-Tools, einfach gesprochen, mehr können, als “nur” das nächste Wort vorherzusagen, sondern in der Lage sind logische Schlussfolgerungen zu ziehen, sind wir in einer anderen, deutlich leistungsfähigeren AI-Welt angekommen.
Weitere wichtige Meilensteine, die wir in 2024 erreichen könnten
Microsoft CoPilot (90%)
Da der CoPilot von Microsoft schon an größere Unternehmen ausgerollt wurde, ist dies keine Prognose sondern eine Tatsache. Seit 2 Tagen können nun auch kleinere Unternehmen und Privatpersonen CoPilot zu ihrem Microsoft 365 - Abo hinzubuchen.
Dabei hat der CoPilot das Potential das Thema AI im Business-Umfeld nachhaltiger nach vorne zu treiben, als dies ChatGPT je können wird. Immerhin ist Microsoft365 der Werkbank der Wissensarbeiter dieser Welt und über alle Kontinente, in allen Kulturen, stark verbreitet.
Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf den Moment, in dem ich mit meiner Excel-Tabelle chatten darf und auf einen Schlag in der Lage sein werde, die kompliziertesten Auswertungen und Formatierungen mit einfacher Sprache in einem Chat-Fenster umsetzen zu können.
Die Einführung von Microsoft CoPilot wird das Thema AI in Millionen von Büros weltweit bringen und könnte, wenn Microsoft seine Versprechungen hinsichtlich der Features hält, das wichtigste Ereignis für die Massen-Adaption von AI in 2024 werden.
Immerhin greifen über 100.000.000 Business-Kunden und Millionen von Privatnutzern auf Programme wie Word, Excel, PowerPoint, Outlook und Co. zu.
AI Everywhere (80%)
In der Softwarelandschaft werden wir in 2024 eine mächtige Welle von Integrationen von AI in unsere Standard-Business-Applikationen sehen. Ob Marketing-Software, HR-Lösungen, Warenwirtschaft, CRM- und ERP-Systeme. Anbieter, die sich am Markt behaupten möchten, müssen AI-Features in ihre Software integrieren. Auch diese Entwicklung wird zur breiteren Adaption von AI im Business und in der Gesellschaft beitragen.
AI Assistants (85%)
Durch den weiter oben schon skizzierten Trend, dass wir in 2024 sehr viele Schnittstellen in AI-Lösungen integrieren werden können, wird es tausende von Angeboten geben, die uns bei bestimmten Anwendungen im täglichen (Business-)Leben unterstützen können. Ich denke hier im ersten Schritt an neue E-Mail-Clients, die z.B. unsere E-Mails nach Dringlichkeit und Wichtigkeit für uns vorsortieren und Antwort-Vorschläge für uns generieren. Oder an AI-Assistants, die uns bei der optimalen Planung unserer privaten und geschäftlichen Termine aktiv unterstützen.
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AI Bots für die Erwachsenen-Bildung / Fachliteratur (90%)
2024 werden die ersten Bücher erscheinen oder neu aufgelegt werden, die uns ein sehr spannendes Zusatz-Feature bieten werden. Wir können mit dem Buch, besser gesagt dessen Inhalt, chatten. Gerade bei Fach- und Sachbüchern ist ein dezidierter Chatbot superpraktisch. Wir müssen nicht mehr nachschlagen, welchen Ansatz ein Autor zu einem bestimmten Thema verfolgt – wir fragen einfach. Vielleicht sehen wir auch die ersten Autoren, die dies nicht nur für ein Buch umsetzen, sondern für all ihre Inhalte. Keine Zukunfts-Musik – diese Ideen sind mit dem heutigen technologischen Strand zu realisierbar.
AI in der Schule (30%)
Nein, ich rechne nicht damit, dass wir in Deutschland oder Europa in Schulen einen großen AI-Boom erleben werden. Ich meine, wir sprechen über das Bildungs-System, welches seiner Zeit nicht gerade voraus ist. Aber ich prognostiziere in den nächsten 1-3 Jahren, dass es in der zweiten und dritten Welt vielversprechende Bildung-Projekte geben wird, die vielen Kindern Zugang zu einem smarten AI-Tutor verschaffen werden, der individuelle auf die Bedürfnisse und Talente des einzelnen Kindes Bildung vermitteln wird. Wir alle wissen, dass Bildung eines der wichtigsten Grundrechte ist, die für mehr Chancengleichheit und Gerechtigkeit auf der Welt sorgen kann. Hier kann und wird die AI-Technologie in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen.
AI Video Generation (65%)
Die Fortschritte, die wir bei der Bild-Generierung in 2023 gesehen haben und die in der Version 6 von Midjourney ihren Höhepunkt fanden, werden wir 2024 im Bereich Video sehen. Schon heute können wir 2 bis 4 Sekunden Clips per Text-Prompt generieren. Aber man sieht aktuell noch ganz klar, dass es AI-Content ist. Ich denke, der Video-Bereich wird sich in 2024 sehr dynamisch entwickeln – schon in Q4/2023 gab es hier große Fortschritte. Die Kosten der Rechenleistung die es für Video-Generierung braucht, werden die Massen-Adaption verlangsamen.
AI im Gesundheitswesen (65%)
AI wird den Siegeszug durch das Gesundheitswesen beschleunigen. Ob Diagnostik, Medikamentenentwicklung, Gen-Edeting, BigData-Anwendungen und viele andere medizinische Bereiche – AI kann einen sehr großen Beitrag dazu leisten hier sowohl für mehr Geschwindigkeit, als auch für bessere Ergebnisse zu sorgen. Dieser Zug ist schon lange angerollt und wird 2024 deutlich an Fahrt gewinnen.
AI Influencer (70%)
Tausende von talentierten Social-Media-Profis werden, inspiriert durch die ersten großen AI-Influencer-Accounts, neue, künstliche Charaktere schaffen, die TikTok und Instagram überschwemmen werden. Die Frage, wie groß dieser Trend sein wird, ist nur durch die Regeln begrenzt, die die großen Plattformen ggf. dafür einführen werden.
Hier zwei Beispiele von AI-Avataren mit beeindruckender Reichweite auf Instagram:
AI & Robotics (25%)
Die Verschmelzung von LLMs mit Robotern in unserem täglichen Leben wird starten. Eine Entwicklung die sich über die nächsten Jahrzehnte immer dynamischer fortsetzen wird. Die CES in Las Vegas hat eindrucksvoll gezeigt, wie viele Unternehmen weltweit an Robotern für Industrie und Privathaushalte arbeiten. Haben sich spezialisierte Roboter bereits seit Jahren in der Industrie etabliert, werden wir 2024 die ersten Produkte auf dem Markt für Privathaushalte sehen.
Apple kommt in den AI-Mark (?)
Apple hat den ersten AI-Boom 2023 mehr oder weniger verpasst. Der zweitwertvollste Konzern der Welt (Microsoft ist Stand heute der wertvollste Konzern) wird es dabei nicht belassen. Man darf mit Spannung erwarten, mit welchen Hard- und/oder Software-Updates Apple diese Lücke schließen wird. Ich rechne in 2024 auf jeden Fall mit einer deutlich smarteren SIRI. Es bleibt spannend, was Apple in Sachen AI in der Hinterhand hat.
VR & XR (45%)
Durch die in den nächsten Wochen erscheinende Apple Vision Pro und die Meta Quest 3, die letztes Jahr auf den Markt gekommen ist, entwickelt sich der Bereich “Virtuell & Mixed-Reality” sehr dynamisch. Wir werden in 2024 noch deutlich mehr VR- und XR-Brillen auf den Markt strömen sehen. Der Anteil der weltweiten Bevölkerung, der mit dem Gedanken spielt, sich die ersten VR-XR-Brille zu kaufen, wird nachhaltig ansteigen. Zuerst getrieben durch die Gaming-Szene – aber auch Business-Anwendungen werden immer spannender. Werden wir in 2-3 Jahren noch vor einem oder mehreren Monitoren sitzen oder haben wir eine Bille auf, durch die wir virtuelle Displays sehen können?
Neue Device-Formate (15%)
Wie lange wird das Smartphone noch unser Haupt-Device im täglichen Leben bleiben? Mit dem AI-Pin von Humane und dem auf der CES in Las Vegas vorgestellten Rabbit R1 wird diese Diskussion auf jeden Fall an Fahrt gewinnen. Ich glaube nicht, dass sich eines dieser Formate schon in 2024 ernsthaft durchsetzen kann. Wir werden aber eine ganze Menge Startups und etablierte Konzerne sehen, die sich daran versuchen werden, “das nächste Device nach dem Smartphone” zu entwickeln.
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