heute möchte ich ein Thema ansprechen, mit dem ich nun schon seit über einem Jahr regelmäßig konfrontiert werde.

Als selbstständiger Strategie-Berater stelle ich i.d.R. meine Zeit in Rechnung, die ich an Kundenprojekten arbeite.

Aber wie verhält man sich moralisch richtig gegenüber Kunden, wenn man für bestimmte Aufgaben nur noch 20% bis 40% der Zeit benötigt, die es noch vor 2 Jahren gebraucht hat, um ein sehr gutes Arbeitsergebnis zu liefern?

Diese Fragestellung hat viele Facetten, nicht nur für Selbstständige. 

Wie gehen wir als Vorgesetzte z.B. damit um, wenn sich Mitarbeiter in Eigeninitiative in AI-Tools und effiziente AI-Usecases eingearbeitet haben und damit in der Lage sind ihren Job genauso gut oder gar besser zu erledigen als ihre Kollegen – aber in der Hälfte der Zeit?

Zu diesen Herausforderungen versuchen ich euch heute ein paar Lösungsansätze zu bieten. 

Los geht’s! 🚀


Was ist “fair”, wenn AI-Tools effizient von Dienstleistern, Beratern oder Mitarbeitern eingesetzt werden?

Für viele meiner Beratungs-Kunden entwickele ich Sales-Funnel, die häufig über bezahlte Meta- und/oder Google - Anzeigen beworben werden. 

Bevor das Briefing an die Performance-Marketing-Agentur geht, werden i.d.R. Personas erstellt – also 3-5 erfundene Menschen, die die Zielgruppen-Segmente des Kunden optimal repräsentieren. 

Pro Persona werden Informationen wie das Alter, der Name, der Job, die Automarke, die Medien, die konsumiert werden, der Beziehungsstatus und viele weitere soziodemographische Daten entwickelt. 

Mit solchen Personas kann dann das Performance-Marketing, der Copywriter oder der UX-Designer konkreter auf die Wünsche und Bedürfnisse des potenziellen Kunden eingehen. 

Die Entwicklung von Personas ist Standard bei Projekten, in die eine gewisse Menge Aufwand und Budget fließt. 

Im März 2023 war es wieder mal soweit - ich sollte im Auftrag eines Kunden Zielgruppen-Personas erarbeiten. Dafür berechnete ich in der Vergangenheit 1,5 bis 3 Beratertage – je nachdem, ob ich die Personas eigenständig entwickele oder sie gemeinsam in einem Workshop mit dem Kunden ausgearbeitet werden sollten. 

Diesmal war es an mir, Personas zu entwickeln und dem Kunden vorzustellen. 

Und ich habe zum ersten mal ChatGPT dafür genutzt …

Nach 3 Stunden hatte ich (beim ersten Mal) ein Ergebnis erreicht, welches qualitativ und hinsichtlich des Umfangs deutlich besser war, als ich dies früher auf die “manuelle” Weise erreicht habe.

Zuerst habe ich mich sehr gefreut. Ich wusste, ich kann das beim nächsten Kunden, jetzt wo ich weiß, wie es funtioniert, in zwei Stunden schaffen. Besseres Arbeitsergebnis in 20% der Zeit. 

Wow. Passt.

Aber was stelle ich nun diesem Kunden nun in Rechnung?

1,5 Tage - wie früher?

3 Stunden - soviel habe ich investiert?

Irgendwas dazwischen, dass meinen Aufwand berücksichtigt, der mich in die Lage versetzt hat, den Job so schnell in besserer Qualität zu erledigen?

Wie würdest du damit umgehen, {{first_name|AI-Fan}}?

Meine Haltung habe ich dir am Ende dieser Ausgabe zusammengefasst.


Bei angestellten Mitarbeitern wird es erst richtig verzwickt

Der “extremste” Fall ist m.E. aber der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin in einem Unternehmen, welches seine Mannschaft noch nicht in Sachen effizienter Anwendung von ChatGPT und Co. geschult hat und sich einzelne Angestellte selbstständig und ggf. außerhalb ihrer Arbeitszeiten fit in AI-Tool wie ChatGPT gemacht haben. 

Gerade Leute, die voll remote oder an bestimmten Tagen im Homeoffice arbeiten können, u.U. sehr gute Arbeitsergebnisse in der Hälfte der Zeit erreichen. 

Ist es fair, wenn sie 20% weniger arbeitet als ihre Kollegen aber einen besseren Output liefert?

Wir gehen wir als Unternehmen mit Teammitgliedern um, von denen wir wissen, dass sie bessere Ergebnisse liefern, als der Durchschnitt – von denen wir aber auch wissen, dass sie diese Ergebnisse in deutlich kürzerer Zeit erarbeiten und nicht die im Arbeitsvertrag festlegte Zeit dafür arbeiten?

Wenn du die Personalverantwortung hättest – wie würdest du damit umgehen, {{first_name|AI-Fan}}?

Was ist hier die richtige “Haltung” gegenüber der Person, die jetzt nur noch 30 und nicht mehr 40 Stunden pro Woche arbeitet – aber besseren Output liefern?

Dies ist eher eine spieltheoretische Frage – denn in den allermeisten Fällen, bekommen wir das überhaupt nicht mit.


Meine aktuellen Standpunkte zu diesen Fragestellungen

Selbstverständlich kann man bzgl. dem Umgang mit AI-Tools im Unternehmen unterschiedliche Auffassungen vertreten. So sehe ich es:

  1. So habe ich die moralische Herausforderung mit der Persona-Erstellung gelöst

    Ich berechne nach wie vor die 1,5 bis 3 Tage für die Persona-Arbeit. Aber, die Ergebnisse, die ich liefere, sind datengestützt und detaillierter ausgearbeitet. 

    Z.B. kaufe ich Studien innerhalb der Branchen des Kunden bzw. statistische Daten, um damit die AI zu trainieren und so zielgenauere Personas auf dieser Datenbasis zu erarbeiten.

    Zudem kommuniziere ich sowohl die Datenquellen, die in die Persona-Erstellung eingeflossen sind, also auch den Umstand, dass ich dabei mit diversen AI- und Automatisierungs-Tools gearbeitet habe, proaktiv im Vorfeld. 

  2. Fälle wie im zweiten Beispiel passieren nur, wenn das Unternehmen bzw. die Führungskraft den Hebel von AI-Tools nicht kennt oder nicht ernst nimmt

    Mitarbeiter in Teams bzw. Unternehmen, die sich eigenständig in Sachen effizienter Anwendung von AI-Tools weitergebildet haben und nun weniger arbeiten, werden i.d.R. nicht entdeckt, wenn sie die Verwendung nicht offen kommunizieren.

    Unternehmen und Führungskräfte, die die Hebel von AI nicht erkennen oder gar die Verwendung von AI-Tools wie ChatGPT grundsätzlich nicht erlauben, werden weiterhin im “Blindflug” sein und eher ein Klima des Misstrauens und Totschweigens fördern.

  3. Die Lösung des Problems der nachhaltigen Beurteilung des Arbeitsoutputs von Mitarbeitern kann nur proaktiv vom Unternehmen gelöst werden

    Die m.E. einzig sinnvolle Lösung ist die, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Sache proaktiv anzugehen. Gute Führungskräfte müssen über die Leistungsfähigkeit von AI-Tools informiert sein, um den Output ihrer Teams fair beurteilen zu können. 

    AI-Arbeitsgruppe, Weiterbildungen, Belohnungs-Systeme (Vorschlagswesen) für den smarten und gesetzeskonformen Einsatz von AI-Tools im Unternehmen sind die richtige Antwort auf die in dieser Ausgabe diskutierten Problemstellungen, die sich aus der rasanten Entwicklung im AI-Segment ergeben. 

Es gibt einen großen Vorteil, den ich nicht oft genug erwähnen kann. Das Erlernen und Verstehen von AI-Tools wie z.B. ChatGPT ist viel einfacher als jegliches Programm, Framework oder gar Programmiersprache. 

Diese Technologie hat einen großen Unterschied zu vielen anderen Weiterbildungs-Themen im Business… 

Diese Technologie hat unsere Sprache gelernt – nicht umgekehrt.

Der große Unterschied: LLMs wie ChatGPT haben unsere Sprache gelernt. Das ist der Grund, warum es viel einfacher ist, sich in diese neue Technologie einzufinden.

Innerhalb eines Tages kann man eine solide Grundlage für den effizienten Umgang mit ChatGPT erlernen, der SOFORT am nächsten Arbeitstag Früchte tragen wird. Das belegen unterschiedlichste Studien klar.

Wenn ich dir bzw. deinem Unternehmen bei diesen ersten Schritten helfen soll, schreib mir einfach und lass uns sprechen.


Kein triviales Thema - oder?

Aber viel zu wenig disskutiert. 

Die, die AI im Unternehmen unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit einsetzten machen sich ihr (Arbeits-)leben deutlich entspannter. 

Und Vorgesetzte, die Berührungsängste mit der neuen Technologie haben, irgnorieren sie gerne weg.

Aber – AI ist gekommen um zu bleiben. 

Der proaktive Umgang mit dieser Entwicklung ist der einzig richtige Move. 

In einer der vergangenen Artikel haben wir uns schon mal mit der erwartbaren Effizienz-Steigerung von Mitarbeitern durch AI-Tools auseinandergesetzt. 

In diesem Sinne - bis zur nächsten Ausgabe.

✌🏼Kai Michael Schäfer

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